Mit meiner Outdoor-Ausrüstung bin ich insgesamt schon ziemlich zufrieden. Kein Wunder, ich habe ja auch lange genug an meinem Ausrüstungskonzept gefeilt und nicht unerhebliche Investitionen getätigt. Fast in allen Bereichen habe ich mittlerweile Lösungen gefunden, mit denen ich zufrieden bin. Eine letzte Baustelle war das Thema Rucksack. Mit dem Deuter Guide 35+ habe ich jedoch endlich einen Rucksack gefunden, der meinen Ansprüchen gerecht wird. Ich habe den Guide mittlerweile bei zwei Hüttentouren und einer Hochtourenwoche im Ötztal im Einsatz gehabt. Meine Erfahrungen fasse ich im nachfolgenden Testbericht zusammen.
Überblick
- Gewicht: 1.600 Gramm
- Volumen: 35 + 8 Liter
- Maße: 72 * 32 * 22 cm
- Material: Deuter-Duratex 330D Micro Rip Pro 6.6
- Trinksystemvorbereitung: Bis 3 Liter
- Geeignet für Körpergrößen von 170 – 195 cm
- Hauptfach durch seitlichen Reisverschluss zugänglich
- Abnehmbarer Hüftgurt
- SOS-Label an der Unterseite des Deckelfachs
- Seilfixierungsgurt
- Seitliche Kompressionsriemen
- Pickelhalterung
- Materialschlaufen
- Herausnehmbare Sitzmatte
Die richtige Größe
Es hört sich banal an, aber es gibt kaum etwas störenderes als einen Rucksack, der zu groß oder zu klein ist. Zu große Rucksäcke packt man entweder mit unnötigen Sachen voll oder sie sind instabil, da sie nicht richtig gefüllt sind. So war ich im vorletzten Sommer noch mit meinem Deuter ACT Lite 50+10 auf Hochtour. Wenn ich meine Hochtourenausrüstung angelegt hatte, war der Rucksack viel zu leer und hat dadurch deutlich an Stabilität verloren. Ist der Rucksack hingegen zu klein, muss man Ausrüstung außen befestigen, was nicht nur bei Regen von Nachteil ist, sondern auch das Risiko birgt, sich in Büschen oder am Fels zu verhaken.
Dieses Problem ist mir mit dem Guide 35+ erspart geblieben. Der Guide 35+ hat einfach die richtige Größe für Hütten- und Hochtouren. Er hat ein Volumen von 35 Litern zuzüglich einer Reserve von 8 Litern durch die Erweiterung des Hauptfachs nach oben. Zwar komme ich für Hüttentouren im Sommer auch mit 30 Litern Volumen aus, wenn ich mich auf das Wesentliche beschränke und nur wenig Verpflegung mitnehme. Für Hochtouren braucht man jedoch einfach noch ein paar Liter Volumen mehr, um die Hochtourenausrüstung und zusätzliche Isolationsschichten im Rucksack verstauen zu können. So hat sich der Guide 35+ hervorragend bei meiner Hochtourenwoche im Ötztal bewährt. Ich konnte ohne Probleme die Steigeisen, den Klettergurt samt Gerödel, Marschproviant für eine Woche und eine Primaloftjacke im Rucksack verstauen. Für Hüttentouren dürften 35 Liter ohnehin die optimale Größe sein. Man kriegt ohne Probleme die notwendige Ausrüstung in den Rucksack und hat noch Spielraum für etwas Luxus wie üppigen Marschproviant.
Robustheit
Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht schon im Abschnitt “Überblick” aufgefallen, dass der Guide 35+ stolze 1.600 Gramm wiegt. Damit spielt er definitiv nicht in der Leichtgewichtsklasse und dürfte von Ultralight-Fans verpönt werden. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass der Guide 35+ ein sehr robuster Rucksack ist. Er ist darauf ausgelegt, über Jahre hinweg anspruchsvoll genutzt zu werden. Die Schnallen und Gurte, vor allem aber auch das Nylongewebe, aus dem der Rucksack gefertigt ist, sind deutlich stabiler als bei Rucksäcken, die vor allem auf Gewichtsoptimierung getrimmt sind. Mir gefällt das. Ich mag die Vorstellung, dass ich diesen Rucksack tragen werde, bis das rote Nylon-Gewebe durch Sonneneinstrahlung, Wind und Wetter verblichen ist und man ihm all die Streckenkilometer und Höhenmeter ansieht, die ich ihn auf dem Rücken hatte. Im Tourenalltag lernt man es zudem schnell zu schätzen, dass man keine Angst davor haben muss, dass der Rucksack durch den Pickel oder die Steigeisen versehentlich aufgeschlitzt wird.
Lastenkontrolle und Tragekomfort
Die robuste Bauart macht sich auch bei der Lastenkontrolle positiv bemerkbar. Das Tragesystem ist sehr verwindungssteif, der Hüftgurt und die Schultergurte sind substantieller Art. Dies hat zur Folge, dass der Rucksack auch bei hoher Zuladung noch stabil am Rücken liegt und sich gut kontrollieren lässt. Das habe ich vor allem bei Felskraxelein auf dem Weg zum Gletscher zu schätzen gelernt. Der Rucksack ist dabei noch recht schwer, da sich die Hochtourenausrüstung noch im Rucksack befindet. Während andere Rucksäcke mit entsprechenden Zuladung schon anfangen zu schwanken, lag die Last beim Guide 35+ fast wie ein Brett am Rücken. Ich habe den Rucksack mit bis zu 15 Kilo beladen und habe mich auch in ausgesetzten Passagen nie behindert gefühlt. Dies hat mich wirklich beeindruckt! Hingegen habe ich mich bei meinem Mammut Trion bereits mit 10 Kilo unwohl gefühlt.
Der Guide 35+ trägt sich auch mit hohen Lasten angenehm. Alle Gurte sind gut gepolstert und schneiden weder ein noch drücken sie. Der Rucksack und die Gewichtsverteilung lässt sich leicht und wirksam anpassen. Ich ziehe es beispielsweise vor, an schwierigen Stellen das Gewicht dicht am Rücken und auf den Schultern zu haben. Gilt es hingegen nur Strecke zu machen, gebe ich das Gewicht zum Großteil auf den Hüftgurt, was sehr gut gelingt.
Design
Der Guide 35+ hat eine schöne schlanke Form, die ausreichend Bewegungsspielraum lässt. Der Rucksack verbindet meiner Meinung nach auf gelungene Weise moderne Designelemente mit einer zeitlosen Formensprache. Ich ziehe Deuter daher optisch den ebenfalls interessanten Osprey-Rucksäcken vor.
Der Rucksack ist funktional ausgestattet. Er verfügt über zwei Taschen im Deckel, die sich gut für Karten, Handschuhe etc. eignen. Auf das Hauptfach lässt sich nicht nur von oben, sondern auch über einen seitlichen Reisverschluss zugreifen. Dies muss man allerdings schon beim Packen bedenken. Ich sortiere meinen Rucksackinhalt immer in ultraleichte Sea to Summit-Beuteln, auf den Beuteeinhalt kann man über den Reisverschluss nur schwer zugreifen.
Ein Rucksack für Jahrzehnte
Ich habe mit der Entscheidung für den Guide 35+ lange gezögert, da mich das recht hohe Eigengewicht von immerhin 1.600 Gramm abgeschreckt hat. Aus diesem Grund hatte ich mich vor einigen Jahren gegen den Guide 35+ und für den Mammut Trion 30 entschieden, der bloß 1.300 Gramm wiegt. Das war ein Fehler. Ich dachte mir, dass es vor allem wichtig sei, das Gesamtgewicht meiner Ausrüstung weiter zu reduzieren. Letztlich zeigt sich jedoch, dass die zusätzlichen 300 Gramm für den Deuter Guide 35+ gut investiert sind. Es ist nicht nur so, dass man die zusätzlichen 300 Gramm im Ergebnis überhaupt nicht spürt. Vielmehr macht der Deuter Guide 35+ das zusätzliche Gewicht durch eine um längen bessere Lastenkontrolle Wett, so dass sich auch schwerere Lasten angenehm und sicher tragen lassen.
Den Deuter Guide 35+ gibt es bei meinem Partnershop Outdoortrends.de für EUR 129,95 in drei Farben.
Outdoortrends hat mir den Rucksack freundlicherweise für den Test zur Verfügung gestellt, dafür abschließend ein großes Dankeschön!